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Dabei sein ist alles

12 Mai

Århus. Bier trinken sie gerne, die Dänen. So manch einer soll sogar seinen Hund nach der dänischen Biermarke Tuborg benannt haben. Als Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung quasi. Der klassische Bierbauch ist hier dennoch ein kaum anzutreffendes Exemplar. Vielleicht liegt es an der Kunst, Bierkonsum in (mehr oder weniger) „sportlichen“ Events zu verpacken.

Als Paradebeispiel hierfür darf zweifelsohne das einmal im Jahr stattfindende „Kapsejlads“ genannt werden. Dabei duellieren sich Teams unterschiedlicher Institute der Universität Århus  in einem – wenn man so will – Staffel-Schlauchbootrennen. 0,33 Liter Tuborg-Bier auf ex inklusive. Austragungsort des Spektakels ist der am Uni-Campus gelegene Teich, an dem normalerweise friedlicher Enten ihre Runden ziehen. Nicht so an diesem Freitagnachmittag, da bevölkern nämlich rund 12.000 Zuseher das Gelände rund um den Teich. Im Kampf um die besten Plätze wird die Nacht vor dem Event teilweise im Zelt verbracht. Der beste Platz ist zweifelsohne jener, an dem die Wettstreiter ihr Boot (das, wenn man es genau nimmt, eigentlich ein Kanu ist), nach der ersten zurückgelegten Breite kurzzeitig verlassen, um den Inhalt einer 0,33 Liter Flasche Bier unter höchstem Zeitdruck zu leeren. Danach wird die leere Flasche auf den Boden gestellt und die „Athleten“ müssen die Flasche mit angelegtem Zeigefinger zehnmal umkreisen. Im Anschluss wird zurück zum Startpunkt gepaddelt und an den nächsten Teamkollegen übergeben.

Ein Team besteht aus vier Personen, mindestens eine davon weiblichen Geschlechts. Drei Vorläufe, bei denen jeweils der Gewinner aufsteigt und ein Finale umfasst der Wettkampf. (Teilweise spektakuläre) Performances vor und zwischen den einzelnen Läufen komplettieren das Programm. Eingeläutet wird das Rennen zu Wasser mit einem Wettlauf zu Land. Das Ziel: den Teich so schnell wie möglich zu umrunden. 100 % nackt.

Welches Team das Bootsrennen letztendlich gewonnen hat (ganz ehrlich: ich hab‘ keine Ahnung), ist eher zweitrangig, hier darf auf das olympische Prinzip verwiesen werden: Dabei sein ist alles. Wer kann schließlich schon behaupten, vor 12.000 Zuschauer ein Schlauchbootrennen absolviert zu haben?

Und das geschah in der letzten Folge…

20 Apr

Århus. Intensive Wochen im frühlingshaften Dänemark: Fritz Kalkbrenner als Ohrenschmaus, Middle East Dinner und  erste BBQs als Gaumenschmaus und eine Schiffsfahrt, die alle Sinne beanspruchte. Das waren die Highlights der letzten beiden Wochen. Zum Drüberstreuen noch den Dänisch Crash Course („Undskyld, jeg ikke taler dansk“) abgeschlossen und die erste von insgesamt drei schriftlichen Arbeiten eingereicht. Da kommen die Osterferien gerade recht, hat doch besonders der 3-tägige Trip Århus-Stockholm (Bus), Stockholm-Tallinn (Schiff) und retour einiges an Substanz gekostet. Highlight war zweifelsohne die finnisch-dänische „Reunion“ mit meinem Blog-Partner und Kupferstecher Christoph. Aber alles der Reihe nach.

Los ging es am Montag um ein Uhr früh in Århus. Das Ziel: Das Kreuzfahrtschiff Tallink Cruise im Hafen von Stockholm. Zwischen uns lagen eine knapp zwölf stündige Busfahrt. Uns, das waren Studenten der Unis Århus, Odense und Kopenhagen, die die Ehre hatten, Dänemark beim Sea Battle Cruise 2011 im baltischen Meer zu vertreten. Unser Busfahrer hatte es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, uns mit Hilfe übertriebener Klimaanlagen-Nutzung auf baltische Verhältnisse einzustimmen. Ich versuchte die ersten Stunden der Busfahrt in weiser Voraussicht auf das, was da noch kommen würde, „vorzuschlafen“, doch der konstant niederig gehaltene Temperatur-Pegel im Bus wusste dies zu verhindern. Besonders die italienischen Mittstreiter der Uni Odense litten unter den frostigen Bedingungen im Bus: Jedes Mal wenn ich nach einem kurzen Nickerchen in die Runde blickte, hatte der italienische Kollege schräg links von mir ein Kleidungsstück mehr am Körper. Haube, Winterjacke, Kapuze – eine erholsame Busfahrt sieht anders aus. Irgendwann zwischen Kopenhagen und Malmö gewann der Busfahrer dann doch die Oberhand über die Klimaanlage. Rund sieben Studen später sollten wir den Hafen von Stockholm erreichen und die Tallink Cruise „entern“.

Knapp 2000 Studenten – größtenteils Exchange Students – aus ganz Skandinavien, untergebracht in Vierbett-Kabinen (mit zwei Stockbetten, Dusche+WC), verwandelten das zehnstöckigen Kreuzfahrtschiff in ein schwimmendes Tollhaus, das mich teilweise an  Maturareise-Zeiten erinnerte; dazu kamen noch tax-free Einkaufsmöglichkeiten auf dem Boot: Dass das keine Sonntagsfahrt werden würde, war mir von Anfang an klar, warum sich jedoch eine Hand voll älterer Semester, ganz offensichtlich keine Studenten (mehr), auf das Boot verirrten, ist mir bis heute ein Rätsel.

Restaurants, Clubs mit „Cuba-themed“ Abendprogramm inklusive Live-Music, Irish Pub, Black Jack Tables – die  Tallink Cruise hatte zweifelsohne mehr zu bieten, als man sich von einem low-budget Trip, organisiert für Studenten, erwarten durfte. Als Epizentrum der Feierlichkeiten kristallisierten sich rasch die Vierbett-Kabinen heraus, oft mit bis zu 15 Leuten gefüllt. Irgendwo zwischen Stockholm und Tallinn, nach einigen Funklöchern und Vodka Sprite war es dann in einer dieser gut besuchten Kabinen soweit: das erste gemeinsame Bier mit meinem Spezi Christoph seit knapp vier Monaten. Leider gibt es keine Bildquellen von diesen bewegenden Momenten.

Dann war da noch Tallinn, völlig zu Recht europäische Kulturhauptstadt 2011: Eine sehenswerte Stadt mit mittelalterlichem Charme; eine erfrischende Abwechslung zur oft etwas gewöhnungsbedürftigen dänischen Architektur.



Es glitzert…

13 Mär

Jyväskylä. Merkwürdig: 4 Tage Snowboarden waren kein Problem, aber Laufen lässt mein Knie, das schon seit Wochen zwickt, nach wie vor nicht zu. Also wurde es bloß ein Spaziergang an diesem sonnigen Sonntagnachmittag in Jyväskylä. Hier einige Impressionen…

Roninmäki – das Studentendörfchen, in dem ich wohne.

Myllyjärvi – der nahegelegene See.

Rechts oben?

Es glitzert.

I’m blue.

Keine Sorge, auch wenn es ein Sonntagsspaziergang war und es die Temperaturen durchaus zugelassen hätten – der Pullover, der in diesem Fall eine Jacke war, wurde freilich nur demonstrativ für dieses Foto locker-lässig über die Schultern geschlagen…

Snus und Snowboard

12 Mär

Nach nur zwei Wochen ging’s also erneut nach Lappland. Diesmal nicht nach Inari, sondern nach Levi – zum Snowboarden. Und diesmal auch nicht per organisiertem Trip im Bus, sondern auf eigene Faust: Ein Belgier, ein Spanier, ein Holländer, eine Holländerin und ein Österreicher. Einen Citroen C4 bezahlt, einen Ford Focus Kombi bekommen – besser konnte die Reise nicht starten. Womöglich hätte sie ansonsten gar nicht starten können. Man stelle sich fünf Personen plus Gepäck plus ein Snowboard in einem herkömmlichen C4 vor  – und das auch noch ganze 12 Stunden lang. Glück gehabt.

Zu den Klängen von Cypress Hill ging’s um 4 Uhr Früh los. Strahlender Sonnenschein und schneefreie Straßen sorgten dafür, dass die Anreise wie im Flug verging. Da konnten wir uns sogar einen Zwischenstopp in Oulo sowie in Tornio am Meer leisten, ehe wir trotzdem noch vor Sonnenuntergang an unserem Ziel ankamen: Eine kleine Hütte 18 km außerhalb von Levi mitten im Wald – perfekt um die Northern Lights zu sehen, wie wir gleich am ersten Abend feststellen durften. Atemberaubend.

Ähnliches gilt auch für das Snowboarden selbst. Klar lassen sich die Pisten nicht mit jenen in Österreich vergleichen, reicht das Skiresort Levi doch nur bis zu 530 m über den Meeresspiegel – zwei Snowparks, eine Superpipe und durchaus brauchbare Off-Pistes machten das für mich jedoch wett. Dazu kommt das Naturerlebnis – mit Rentieren neben der Piste und einer Aussicht, die unendlich zu sein scheint, befindet man sich doch auf so ziemlich dem einzigen Berg weit und breit.

Einen Teil der Rückreise absolvierten wir in Schweden. Um die Tabakware Snus zu besorgen, die in keinem anderen EU-Land verkauft werden darf, und um einem Vorurteil auf den Grund zu gehen – was uns jedoch nicht gelang, wir bekamen nämlich keine Mädels zu Gesicht. Aber zumindest die Rentiere wirkten schon mal attraktiver als die finnischen.

Rechtzeitig zur Abreise hatte übrigens Schneefall eingesetzt, sodass wir also doch noch sahen, dass Autofahren in Skandinavien nicht immer Spaß macht.

Skjoldhøj Kollegiet…

11 Mär

Århus.

… “a prison-like somewhat in the middle of nowhere?” Meinem Studentenheim hier in Århus eilt nicht gerade der beste Ruf voraus. Dieser Eintrag darf als Versuch gesehen werden, das (teilweise) schlechte Image meiner Unterkunft etwas aufzupolieren.

Ganz so schlimm (wie es auch auf mich im ersten Moment gewirkt hat), ist es nämlich nicht. Ganz im Gegenteil, das Skjoldhøj Kollegiet- seines Zeichens mit rund 800 Bewohnern eines der größten Studentenheime in Nordeuropa – hat durchaus seine Vorzüge. Ja, es sind rund sieben Kilometer zur Universität. Ja, die plattenbauartige Bauweise ist durchaus gewöhnungsbedürftig, und ja, der Stadtteil Brabrand (gilt ob der hohen Migranten-Dichte als sozialer Brennpunkt der Stadt) ist nicht Beverly Hills. Ist man sich dessen bewusst, und hat man sich an die Distanz zur Uni erst einmal gewöhnt (und den Bus-Fahrplan auswendig gelernt), lässt es sich hier durchaus leben: Bar, Supermarkt, Fitnessraum (gegen Gebühr), Sauna (kostenlos), Fußballplatz (eigenes Team: FC Skjoldhøgene) , Basketballplatz – alles im Umkreis von drei Minuten zu Fuß erreichbar. Das A und O sind jedoch, wie in jeder Wohngemeinschaft, die Mitbewohner. Und hier hatte ich – das kann ich nach mittlerweile sechs Wochen getrost sagen – Glück: Ich wohne gemeinsam mit drei Dänen, einer Dänin, zwei Rumänen, einer Rumänin, einem Pakistani, einem Spanier, einem Deutschen und einem weiteren Österreicher – allesamt schwer in Ordnung.  Küche und Gemeinschaftsraum (mit TV inkl. ZDF und ARD) werden geteilt, Bad und WC hat jeder für sich. Schwer beeindruckt bin ich vom dänischen Fernsehprogramm: wöchentliche Fußball-Leckerbissen aus England, Spanien, Italien und Deutschland live und in Farbe, zusätzlich zu den Champions League Partien (mit Peter Schmeichelt und Michael Laudrup im Studio) werden hier serviert. Völlig neue Dimensionen, wenn man die Schonkost der heimischen TV-Sender gewohnt ist.

Der womöglich größte Pluspunkt des Skjoldhøj Kollegiet ist jedoch die hohe Dichte an Partys, die verstreut über das riesige Areal in regelmäßigen Abständen gefeiert werden. Anbei ein kleiner Einblick: Auf dem ersten Bild ist der Aufenthaltsraum meines Dorms (number 128) im „Ruhezustand“ zu sehen. Das zweite Bild zeigt den Aufenthaltsraum von Dorm number 127 im „Ausnahmezustand“, während einer spanischen „Open-Door-Party.“

Heute lädt Dorm number 8 zur nächsten Open-Door-Party. Skol!

Bildlich festgehalten

7 Mär

Århus. Nachdem sich meine Kamera und mein Laptop wieder vertragen, kann ich endlich erstes Bildmaterial veröffentlichen.

Danke Jesper!

17 Feb

Århus. Ich hätte nie gedacht, dass ich die Wiener Linien jemals loben würde. Jetzt ist es soweit: Von den Nightlines in Wien verwöhnt, musste ich feststellen, dass es hier in Århus (einer Stadt mit immerhin rund 243.ooo Einwohnern)  unter der Woche keine Nachtbusse gibt, die letzten regulären Buslinien stellen gegen Mitternacht ihren Betrieb ein. Alles kein Problem, wenn man Downtown wohnt und die Universität und diverse Nachtlokale direkt vor der (kalten) Nase hat. Ein nicht zu unterschätzendes Problem allerdings, wenn man im rund 7,5 Kilometer vom Zentrum entfernten Stadtteil Branbrand wohnt – so wie neben mir noch rund 700 weitere Studenten, hauptsächlich Internationals. Vergangene Woche musste ich meiner mangelnden Routine hinsichtlich des hiesigen Busverkehrs bereits zweimal Tribut zollen und den Heimweg gemeinsam mit einer kanadischen Kollegin per Taxi antreten. „We learned our lesson“, war sie überzeugt. Falsch gedacht.

Es dürften nur wenige Minuten gewesen sein, die Phoebe (so der Name der Kanadierin) und ich die immer dienstags stattfindende International-Party (Motto diesmal: Bad Taste) zu spät verlassen haben – so genau konnte das bis jetzt nicht rekonstruiert werden, keiner von uns hatte weder Handy noch Uhr dabei. Das wenige Minuten vor Mitternacht hastig bestellte Bier für die rund 30 Minuten lange Heimreise dürfte den Ausschlag gegeben haben – der letzte Bus (Buslinie acht)  war weg, und mit ihm auch der Anschlussbus (Linie 15). Guter Rat war jetzt teuer, zumal ein Spaziergang nach Hause ob der winterlichen Bedingungen – Sturm und rund 10 Zentimeter Neuschnee – sofort kategorisch ausgeschlossen wurde. Taxi? „No way, not again!“ Was tun? Daumen raus und hoffen! Die ersten drei vorbeikommenden Autos machten keine Anstalten, uns mitzunehmen. Doch dann kam sein großer Auftritt – und der zuvor ob der eisigen Kälte verteufelte Schneesturm war vermutlich unsere Rettung. Denn, wären im Laufe des Abends nicht einige Zentimeter an Neuschnee liegen geblieben, wäre Jesper vermutlich längst zuhause mit einem Tuborg Bier auf der Couch vor dem Fernseher gesessen. So aber musste er mit seinem Truck ausrücken um die Straßen vom Schnee zu befreien. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als der Truck tatsächlich stehenblieb: „Where to you have to go?“ Wir antworteten ganz nach dem Motto „Versuchen kann man’s ja“:  „Brabrand, Skjoldhoj Kollegiet.“ Umso verblüffender dann Jesper’s Antwort – immer im Hinterkopf behaltend, dass unser Wohnheim rund sieben Kilometer entfernt im Nirgendwo liegt: „Ok get in, we’ll find that.“ Gesagt, getan.

Da saßen wir also, alle in einer Reihe: Am Steuer Jesper, der schneeräumende Taxidriver, in der Mitte ich – aufgrund der zuvor besuchten Bad Taste Party bekleidet mit Jogging Hose, Jogging Weste, darunter ein weißes ärmelloses Rip-Shirt und die dazu passenden weißen Tennissocken – und rechts von mir Phoebe, mit einer riesigen roten Nerd-Brille. Rund 15 Minuten (Schätzwert) dauerte unser Trip im Schneetruck,  Jesper brachte uns doch tatsächlich bis vor die Haustüre. Den von uns angebotenen Kaffee lehnte er dankend ab: „Sorry, I have to do my shift.“ Wir sagen: „Danke Jesper, you made our day!“

Eigentlich ganz normal, die Dänen

8 Feb

Århus. Eigentlich sind wir ganz normal. So lautete sinngemäß das Resümee des dänischen Professors, der den Austauschstudenten aus aller Welt einen ersten Einblick in die dänische Kultur vermitteln zu versuchte. Dabei wurden einige Statistiken strapaziert, um uns „Internationals“ in unserer Wahl, nach Dänemark zu kommen, zu bestätigen.

So war unter anderem zu hören, dass die Dänen europaweit die glücklichsten Menschen sind; oder etwa, dass Dänen neben den Schweden von anderen europäischen Nationen als äußerst vertrauenswürdig eingestuft werden. Der vortragende Professor unterstrich diese Studie augenzwinkernd mit der Phrase „As you see, you can really trust us!“ Wenngleich der Däne an sich als eher reserviert und zurückhaltend gilt, so ist die Distanz zwischen Studenten und Professoren dennoch wesentlich geringer als in den meisten Fällen an der Universität Wien. Zitat des oben erwähnten Professors, der eigentlich nicht als solcher angesprochen werden will: „Don’t call us professor or something like that, that’s quite ridiculous.“

Dass dies keine leere Phrase ist, beweist unter anderem das Phänomen der sogenannten „Fredagsbars“ (siehe: http://fredagsbar.dk/ und http://www.au.dk/en/univers/campuslife/campus/fridaybar/). Immer freitags wird ein Hörsaal oder eine Kantine auf praktisch jedem Institut der Universität schlicht und einfach zur Bar umfunktioniert. Diese sind ob der äußerst günstigen Preise (Bier, 0,33 l für 10 Kronen; während man in der Innenstadt im Schnitt 40 Kronen bezahlt) nicht nur beliebter Treffpunkt für Studenten, sondern eben auch für Professoren. Eigentlich ganz normal, und irgendwie doch anders.

Die Tortur in der Langlauf-Loipe

3 Feb

Jyväskylä. Dass eine einzige Turnstunde, in der wir uns vor acht Jahren im Gymnasium auf Langlaufskiern über den Sportplatz bewegten, nicht die beste Voraussetzung für einen 22-km-Trip in Finnland ist, hätte ich mir fast denken können. Dennoch meldete ich mich für den Kurs (für Fortgeschrittene) an. Immerhin sollte ich die Technik ja schon allein vom langjährigen TV-Studium beherrschen. Dachte ich jedenfalls.

Ich dachte nämlich, dass man sich durch das Bein, das nach hinten geht, abstößt und sich auf diese Weise den Schwung holt. In Wahrheit schiebt man jedoch das andere Bein nach vorne und hebt das hintere Bein bloß an, um besser gleiten zu können. So wurden die ersten 3 km zur reinsten Qual. Bei jeder noch so kleinen Steigung rutschte mein Bein, beim Versuch mich abzustoßen, weg und ich musste die ganze Arbeit mit dem Oberkörper verrichten.

Wer nun denkt, ich wäre die Lachnummer gewesen, der irrt. Zwei chinesische Mädchen wurden vom Kursleiter bereits nach wenigen 100 Metern zurückgeschickt. Weitere folgten. Nach den besagten 3 km wollte er schließlich auch uns, also meinen belgischen Freund und mich, zurückschicken. Denn auch wir würden es – so meinte er – nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurückschaffen. Zugegeben: Ich war kurz davor einzuwilligen, denn mein Oberkörper schmerzte bereits höllisch. Doch so langsam, wie es den Anschein hatte, waren wir dann auch wieder nicht – immerhin mussten wir einen italienischen Kollegen jeden Anstieg – ohne Übertreibung – hinaufschieben (Originalzitat nach dem geschätzten fünften Sturz auf ein und demselben Anstieg: „Ich bin intelligent, ich kann das schaffen!“)

Also erzählten wir dem Kursleiter – übrigens ein Ungar, der vor Jahren zum Studieren nach Finnland kam – die nicht unlustige Geschichte und überredeten ihn auf diese Weise es weiter versuchen zu dürfen. Und siehe da: Nach ein paar Anweisungen hinsichtlich der Technik nahmen wir bald Fahrt auf und erreichten die für die Mittagspause geplante Hütte mit „nur“ einstündiger Verspätung. Auf den letzten 2 km startete ich sogar ein Solo (wofür ich ein „great“ vom Kursleiters bekam), wurde jedoch kurz vor der Hütte wieder eingeholt – da ein Kind mitten auf einer Abfahrt auf der Loipe saß, kam ich um einen Absprung in den Tiefschnee nicht herum.

Durch die Pause gestärkt und die Technik nun halbwegs parat, wurde der Rückweg – naja – nicht zum Kinderspiel, aber es lief nun. Nachdem wir für den Hinweg 3 Stunden gebraucht hatten, schafften wir es in nur 1,5 Stunden zurück. Der Stolz und die Freude, nicht abgebrochen zu haben, waren groß – aber freilich auch die Schmerzen. Vor allem die Rückenmuskulatur sollte ich noch vier Tage lang spüren. Vielleicht sollten wir das nächste Mal doch lieber Skispringen gehen.

Hjertelig velkommen til Århus!

1 Feb

Århus. Satte 31, 4 Kilogramm brachte mein Koffer beim Check-in am Wiener Flughafen auf die Waage – so manch ein Wintersportler wäre neidisch. Für die kleine Aufmerksamkeit von 50 Euros durfte mich mein übergewichtiger Koffer dennoch nach Dänemark begleiten. Der Euro hat übrigens in nächster Zeit Pause  – ab sofort wird mit Dänischen Kronen bezahlt (den Euro-Wert mal sieben – grob gerechnet).

Recht amüsant verlief  die erste Begegnung im Studentenheim (der Begriff „Heim“ ist dabei wohl nicht die passende Bezeichnung, wohnen doch knapp 800 Studenten im Skjoldhoj Kollegiet, eigenem Supermarkt inklusive) mit einem meiner zukünftigen Wohnungskollegen. Dabei erlitten meine Hoffnungen auf eine Steigerung meines Englisch-Niveaus bereits am Tag eins einen herben Dämpfer:

Ich: „Hey, where are you from?“

Er: „Austria.“

Ich (voller Begeisterung und mir noch nicht bewusst, welche Auswirkungen das auf meinen Gebrauch der Englischen Sprache haben würde): „He cooooool, me too!“

Er: „Dann kemma eigentlich eh deitsch redn!“

Ganz so einfach wird es dann doch nicht werden, neben uns beiden „Ösis“ wohnen bis jetzt ein Spanier, ein Ire, zwei Dänen, zwei Rumänen und ein Pakistani in unserer 3-stöckigen Wohngemeinschaft. 3 Zimmer sind noch frei.