Århus. Bier trinken sie gerne, die Dänen. So manch einer soll sogar seinen Hund nach der dänischen Biermarke Tuborg benannt haben. Als Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung quasi. Der klassische Bierbauch ist hier dennoch ein kaum anzutreffendes Exemplar. Vielleicht liegt es an der Kunst, Bierkonsum in (mehr oder weniger) „sportlichen“ Events zu verpacken.
Als Paradebeispiel hierfür darf zweifelsohne das einmal im Jahr stattfindende „Kapsejlads“ genannt werden. Dabei duellieren sich Teams unterschiedlicher Institute der Universität Århus in einem – wenn man so will – Staffel-Schlauchbootrennen. 0,33 Liter Tuborg-Bier auf ex inklusive. Austragungsort des Spektakels ist der am Uni-Campus gelegene Teich, an dem normalerweise friedlicher Enten ihre Runden ziehen. Nicht so an diesem Freitagnachmittag, da bevölkern nämlich rund 12.000 Zuseher das Gelände rund um den Teich. Im Kampf um die besten Plätze wird die Nacht vor dem Event teilweise im Zelt verbracht. Der beste Platz ist zweifelsohne jener, an dem die Wettstreiter ihr Boot (das, wenn man es genau nimmt, eigentlich ein Kanu ist), nach der ersten zurückgelegten Breite kurzzeitig verlassen, um den Inhalt einer 0,33 Liter Flasche Bier unter höchstem Zeitdruck zu leeren. Danach wird die leere Flasche auf den Boden gestellt und die „Athleten“ müssen die Flasche mit angelegtem Zeigefinger zehnmal umkreisen. Im Anschluss wird zurück zum Startpunkt gepaddelt und an den nächsten Teamkollegen übergeben.
Ein Team besteht aus vier Personen, mindestens eine davon weiblichen Geschlechts. Drei Vorläufe, bei denen jeweils der Gewinner aufsteigt und ein Finale umfasst der Wettkampf. (Teilweise spektakuläre) Performances vor und zwischen den einzelnen Läufen komplettieren das Programm. Eingeläutet wird das Rennen zu Wasser mit einem Wettlauf zu Land. Das Ziel: den Teich so schnell wie möglich zu umrunden. 100 % nackt.
Welches Team das Bootsrennen letztendlich gewonnen hat (ganz ehrlich: ich hab‘ keine Ahnung), ist eher zweitrangig, hier darf auf das olympische Prinzip verwiesen werden: Dabei sein ist alles. Wer kann schließlich schon behaupten, vor 12.000 Zuschauer ein Schlauchbootrennen absolviert zu haben?